20.06.2011
Corner College, 8 pm


Worüber reden wir, wenn wir über Tiere reden?
Nele Wohlatz


John Berger schreibt, das Haustier sei wie der Zoo und der Teddybär eine Erfindung des 19. Jahrhunderts. Es markiert den Sieg der Stadt über das Land als bevorzugten Lebensraum. In domestizierter Form repräsentiert das Haustier ein Stück Natur im Wohnzimmer, der Sphäre des Privaten. Wenn ein Haustier verschwindet, verliert sich etwas Privates im öffentlichen Raum. Suchanzeigen der Besitzer auf der Straße dokumentieren diesen Verlust auf anonyme Weise.

In ihrer Lecture spannt Nele Wohlatz einen Bogen von den Tagebüchern ihrer Oma zu den Vermisstenanzeigen verlorener Haustiere. Diese persönlichen Dokumente, denen Fragen an die Öffentlichkeit eingeschrieben sind, interpretieren auf populäre Weise ästhetische Konzepte ihrer Zeit. Die Lecture stellt den Prozess des Lesens dieser Einschreibungen in den Vordergrund und gewährt einen Einblick in Wohlatzs offenes Archiv: ein Film, eine Videoinstallation, Gespräche. Der Abend beginnt mit der Videoinstallation Das Zimmer meiner Oma (1989/2009) und endet mit der Filmvorführung von Schneeränder (45 min. 2009).



Nele Wohlatz

geboren 1982 in Hannover, studierte Szenografie und Dokumentarfilm an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Nele Wohlatz lebt in Buenos Aires und arbeitet zur Zeit an einem Film über religiöse Gemeinschaften im Norden Argentiniens. Für das Drehburch dafür wurde sie am BAFICI 2011 ausgezeichnet.